Ahima Beerlage

Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte

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 14,90

»Lesbisch zu sein ist für mich immer subversiv, liebevoll parteilich für Frauen und Feminismus.«
In »Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte« erzählt Ahima Beerlage, langjährige Aktivistin, Moderatorin, Queer-Party-Veranstalterin und Autorin, aus ihrem facettenreichen und oft turbulenten Leben, in dem eines bei allen Metamorphosen prägend bleibt: ihre lesbische Identität. Indem sie ihre Geschichte erzählt, möchte Ahima Beerlage dazu beitragen, dass Lesben und ihre Geschichte(n) nicht verschwinden und den Dialog neu beleben – zwischen Alten und Jungen, QueeraktivistInnen und Feministinnen.

Ein kurzes Interview mit der Autorin finden Sie hier → www.aviva-berlin.de

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152 Seiten, broschiert,  14,90 ISBN: 9783959170154 E-BOOK Kategorie: Schlagwörter: , , , ,

Product Description

Leseprobe aus Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte:

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich 1980 auf dem Rand des verwitterten Brunnens mitten auf dem Marktplatz in Marburg saß. Ich spüre noch die Frühlingssonne auf meiner Haut, das Kribbeln und diese Wärme in meinem Bauch, die sich langsam ausbreitete in Arme und Beine, bis ich nicht anders konnte, als laut loszuschreien. Leute drehten sich verwundert zu mir um, aber mir war das egal. Ich hatte zum ersten Mal seit vielen Jahren das Gefühl, richtig in der Welt zu sein. »Ich bin lesbisch.« Das war der Satz, der mir Einsamkeit und Scham nahm und das Gefühl, krank oder einfach nur falsch zu sein. Ein überwältigend schönes Gefühl.
Wochenlang war ich immer wieder ins Frauencafé gegangen und hatte Monika, der lesbischen Mitbewohnerin meiner Schwester, die dort arbeitete, von einer Freundin erzählt, die sich in Mädchen verknallte. Geduldig hat sich Monika meine Geschichten angehört. Natürlich wusste sie, dass ich von mir sprach. Aber sie hatte über meine Schwester erfahren, wie streng katholisch meine Familie war und wusste daher, wie hoch die Hürde für mich war, mir und anderen einzugestehen, dass ich Frauen liebe.
Und dann war der Tag da, an dem ich ihr strahlend sagte, dass ich diese Freundin war, von der ich ihr erzählt hatte. Sie hat mich umarmt und mir zu diesem Schritt gratuliert. Natürlich war ich in diese Frau verknallt – wie sich wohl fast alle Mädchen und Frauen in die Lesbe oder Bi-Frau verknallen, die ihnen hilft, zu sich zu stehen. Es fühlte sich einfach fantastisch an, einmal nicht »ins Leere« hinein verliebt zu sein. Monika liebte ebenfalls Frauen und vielleicht sogar mich. Ich war so überwältigt von diesem Gefühl, dass ich nur flüchten und für mich sein wollte. Also habe ich mich aus ihrer Umarmung gewunden und bin losgerannt – raus aus dem Mensagebäude, die Lahn entlang, den Hirschberg hinauf bis zum Marktplatz. Atemlos ließ ich mich auf die von der Sonne gewärmten Steine am Fuße des Brunnens fallen und keuchte heftig. Und dann ist es aus mir herausgebrochen: »Ich bin lesbisch.«

1 Bewertung für Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte

  1. Jess Doenges

    Sie hat etwas zu sagen: Ahima Beerlage reißt von der ersten Seite an die Leserin mit. Ich habe bei ihren Erinnerungen schmunzeln müssen, war nachdenklich und habe mich selbst erinnert, an meine Zeit. So individuell jede von uns ist, so besonders ist die eigene Geschichte der Autorin.

    Sie hat Humor, das mag ich sehr, aber sie ist auch kritisch und nimmt kein Blatt vor den Mund ohne wirklich böse mit Menschen abzurechnen. Nur Denkanstöße gibt sie, und erzählt von einer Zeit, die auch ich noch mitbekommen habe – Regler statt Digitales beim Radio, Gruppentreffen statt Internet und Coming Out in einer Zeit, in der an die Ehe für Alle noch lange nicht zu denken war.

    Ihre Formulierungen, die Wortwahl und Umschreibungen, sind einfach wundervoll: „Auf der Suche nach verschüttetem Wissen“ lernt sie Gemüse anzubauen, „Ausflüge auf das heteronormative Festland“ von ihrer lesbischen Insel ablegend bringen sie „auf den Boden der gesellschaftlichen Tatsachen“. Sie hatte ebenso wie ich eine Schulfreundin mit derselben Win-Win-Situation: „Ich half ihr im Gymnasium bei allen Fächern, bei denen es auf korrektes Deutsch ankam, und sie lotste mich durch die Mathematik, die mir ein Buch mit sieben Siegeln war“.

    Nicht zuletzt die Schilderung ihrer Arbeit als TV-Autorin einiger Daily Soaps oder Telenovelas ist immer spannend und gleichzeitig auch zum Kopfschütteln. Wie sie einer Kollegin erklärt, dass sie ja wohl mal ein paar Stunden aushalten könne, eine schwule Geschichte zu plotten, während sie selbst andauernd in einer Heterowelt klarkommen muss. Und was ich diese Woche erst in einem TV-Interview zum Ausstieg einer beliebten Serienfigur sah, steht ebenfalls fast in Stein gemeißelt in Ahima Beerlages Buch: „Wie viele private Coming-Outs wurden von Serien-Coming-Outs ausgelöst?“

    Auch über ihre Behinderung und das Leben mit einer erneuten Ausgrenzung spricht sie ganz offen und gleichzeitig sensibel: „Ich habe also durchaus verschiedene Erfahrungsräume als Frau, als Lesbe, als Behinderte…als Dicke, als Gläubige…wenn wir berührt werden wollen, müssen wir manchmal auch Verletzungen in Kauf nehmen“ Ihre Worte gehen mir direkt ins Herz, wenn sie Formulierungen wählt wie: „Wir sind keine verbitterten, separatistischen alten Schachteln. Wir sind lebendig und ein bisschen müde von all den Kämpfen – und wir sind Lesben, Frauen, die Frauen lieben. Nicht mehr, und auch nicht weniger.“ Weil es einfach so ist.

    Die Einleitungen in jedes Kapitel sind Zitate. Hier berührt mich am meisten Louise Otto-Peters: „Wir wollen lieber fliegen als kriechen“.

    Zu vielen Begriffen und allen erwähnten Namen gibt es Fußnoten und einen ausführlichen Anhang. Das finde ich für die jungen Frauen, die dieses Buch hoffentlich lesen mögen gut. Denn sie wissen vermutlich nichts mehr über Barbara Hammer oder Claire Waldoff.

    Es sind leider nur 152 Seiten (die sich aber lohnen), ich hätte Ahima Beerlage noch länger zuhören können 🙂

    Unbedingt lesenswert!!

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