Product Description
Ava Lee, schön und scharfsinnig, ebenso tough wie strategisch geschickt, ist in der Welt des großen Geldes zu Hause: Die chinesisch-kanadische Wirtschaftsprüferin ist darauf spezialisiert, veruntreutes Vermögen wiederzubeschaffen. Der anfangs wenig lukrativ erscheinende Auftrag einiger Geschäftsleute aus der vietnamesischen Community in Toronto führt die lesbische Ermittlerin nach Surabaya in Indonesien und entwickelt sich dort rasant zu ihrem bislang persönlichsten Fall …
Leseprobe aus Der schottische Bankier von Surabaya:
Es war der Freitag vor dem Labour Day Wochenende, dem letzten Wochenende des kanadischen Sommers, und Ava Lee erwachte in dem Bewusstsein, dass die beiden Monate, die sie in relativer Zurückgezogenheit verbrachte hatte, dem Ende zugingen.
Einen Augenblick lag sie still da, lauschte auf das Gezwitscher, mit dem die Vögel sie jeden Morgen durch das offene Schlafzimmerfenster begrüßten. Sie hörte die Blätter rascheln und das Wasser des Sees gegen den Steg schwappen und wusste, dass Wind aufgekommen war.
Sie bewegte ihre Beine und verspürte ein Brennen im rechten Oberschenkel. Zweieinhalb Monate zuvor war sie beim Eindringen in ein Haus in Macao angeschossen worden. Zum Glück hatte die Kugel keinen Knochen erwischt und keine Arterie verletzt. Sie war zwei Tage später nach Kanada zurückgeflogen und hatte Krücken benutzt, die bald durch einen Stock und später durch Humpeln ersetzt worden waren. Ava war auf Schuldeneintreibung spezialisiert. Es war ein Job, der Gefahr mit sich brachte.
Sie schlug die Decke zurück und betrachtete ihr Bein. Der Arzt in Macao hatte gute Arbeit geleistet, als er die Kugel aus ihrem Schenkel entfernt und die Wunde versorgt hatte, aber er war kein kosmetischer Chirurg. Maria, ihrer Geliebten, hatte es den Atem verschlagen, als sie die rohe rote Narbe das erste Mal sah.
Ava glitt aus dem Bett, zog ihre Trainingshose an und verließ das Schlafzimmer. Sie tappte durch den Flur in die Küche und bereitete sich ihre erste morgendliche Tasse Kaffee zu.
Die Sonne stand schon ein gutes Stück oberhalb des Horizonts, aber Ava konnte noch die letzten Reste des Morgentaus auf dem Holzsteg glitzern sehen. Sie öffnete die Küchentür und verspürte eine leichte Kühle in der Luft. Sie zog ihre Trainingsjacke über, steckte das Handy ein, schnappte sich ein Geschirrtuch, klemmte sich den Laptop unter den Arm und ging, den Kaffee balancierend, über das nasse Gras zum Steg hinunter.
Ava begann jeden Morgen mit einem Kaffee und ihren elektronischen Geräten auf dem Steg. Sie wischte den Tau von dem Muskoka-Stuhl und ließ sich darin nieder. Ihr Kaffee fand auf der einen breiten Armlehne Platz, ihr Laptop auf der anderen. Sie schaltete ihn ein und dann das Handy. Es war kurz nach neun, und die E-Mails aus jenem Teil ihrer Welt, in dem der Tag gerade anbrach, kamen als Erstes …
Greta M. –
Ich habe lange auf diese Fortsetzung der Ava-Lee-Bücher gewartet, aber es hat sich gelohnt! Ich finde, das ist bislang der beste Ava-Lee-Krimi. Die Hauptfigur gewinnt hier enorm an Kontur, der Fall lässt sich langsam an, nimmt aber dann rasant Fahrt auf, und gegen Ende habe ich mir kaum vorstellen können, wie Ava Lee die drohende Niederlage noch wenden könnte – toll hingekriegt! Sehr interessant fand ich übrigens auch Ava Lees Überlegungen, aus dem Job auszusteigen, weil sie die Fieslinge, mit denen sie immer zu tun hat und in deren Welten sie sich begeben muss, satt hat. Sie tut es hier nicht, aber für die Zukunft wird sich der Autor bestimmt eine Wendung einfallen lassen, auf die ich schon gespannt bin!