Sarah Waters

Solange du lügst

 19,90

England im 19. Jahrhundert: Susan Trinder wächst im Waisenhaus der zwielich­tigen Mrs. Sucksby auf. Gemeinsam mit dem aalglatten Richard Rivers, genannt »Gentleman«, plant sie den großen Coup: Als Zofe will sie sich in das Vertrauen der jungen Erbin Maud Lilly einschleichen, um alsbald die Weichen für deren Heirat mit Gentleman zu stellen. Kurz nach der Eheschließung soll Maud dann ins Irrenhaus abgeschoben werden, um an ihr Vermögen zu kommen …

»Historischer Kriminalroman und hinreißende Liebesgeschichte zugleich – Solange du lügst ist einer der Romane, bei denen man alle beneidet, die das Lesevergnügen noch vor sich haben.« The Guardian

Weiter zu: Leseprobe / E-Book / Bestellen

Roman Aus dem Englischen von Stefanie Retterbush 736 Seiten, broschiert,  19,90 ISBN: 978-3-930041-88-6 E-BOOK Kategorien: , , Schlagwort:

Product Description

Maud hatte Wein zum Abendessen getrunken, und ich Bier. Ich wage zu behaupten, wir waren beide ein klein wenig beschwipst. Ich musste mich neben sie vor den großen Spiegel über ihrem Kamin stellen, und sie zog meinen Kopf zu ihrem heran, um unsere Haarfarben miteinander zu vergleichen.
»Deines ist dunkler«, stellte sie fest.
Dann trat sie einen Schritt vom Feuer zurück, damit ich sie zur Nacht umkleiden konnte.
Zitternd stand sie da und rief: »Rasch! Ich erfriere noch! O gütiger Himmel!«
In ihrem Schlafzimmer zog es nämlich ebenso schlimm wie überall sonst im Haus, und meine Hände waren kalt und ließen sie zusammenzucken. Sie wurden jedoch nach kurzer Zeit wieder wärmer. Eine Dame zu entkleiden ist Schwerstarbeit. Ihr Korsett war lang und mit stählernen Stäbchen verstärkt. Sie hatte eine sehr schmale Taille: eine Taille, gegen die alle Ärzte wettern, weil sie Mädchen krank machen. Ihr Reifrock war aus Uhrenfedern gefertigt. Das Haar war in einem Netz mit einem halben Pfund Haarnadeln und einem silbernen Kamm festgesteckt. Ihre Unterröcke und Hemdchen waren aus Kattun. Sie selbst jedoch war unter all diesen Sachen weich und zart wie Butter. Zu zart, wie ich fand. Ich stellte mir vor, wie sie sich verletzte. Sie war schutzlos wie ein Hummer ohne Schale. Sie stand da in ihren Strümpfen, während ich ihr Nachthemd holte, die Arme noch über dem Kopf, die Augen fest geschlossen, und für einen Augenblick drehte ich mich um und sah sie an. Mein Blick war ihr gleichgültig. Ich sah ihre Brüste, ihren Po, ihren Flaum und alles, und mit Ausnahme des Flaums, der dunkel war wie der einer Ente, war sie so blass wie eine Statue, die in einem Park auf einer Säule stand. Sie war so blass, dass sie von innen her zu leuchten schien …