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Leseprobe aus Die Fremde im Pool:
Carolyn und Val hatten schon eine angenehme Weile lang kein Wort mehr gewechselt. Im Wasser zwischen ihren beiden Luftmatratzen erforschten Vals Finger die Form von Carolyns Hand, innen und außen, zwischen den Fingern, über die Nägel. Val hatte die Augen geschlossen; das Carolyn zugewandte Gesicht war gelassen und friedlich.
Carolyn betrachtete Vals Gesicht ausgiebig: die breite Stirn, die dichten dunklen Brauen und Wimpern, die Nase mit den leicht gewölbten Nasenlöchern, die vollen Lippen. Die meisten Leute würden sagen, Vals sinnlicher Mund sei das Schönste an ihr, dachte Carolyn, und vielleicht findet sie selbst das auch. Die Lippen waren ausdrucksvoll, so wie die große sanfte Hand, die die ihre hielt. Sie mochte Vals Hände sehr, Hände, die so vertrauensvoll und selbstsicher waren, ob sie nun Geschirr abräumte oder Kleidung zusammenfaltete, Leinwand spannte oder Rahmen baute, sorgfältig Pinsel auswusch oder auf einem ihrer zahllosen Blöcke, die überall im Haus in Reichweite lagen, eine Skizze anfertigte. Val hatte ihr nicht erlaubt, diese Hände beim Malen eines Bildes zu betrachten. »Carrie, ich will nicht, ich kann nicht zulassen, dass du meine unfertigen Bilder ansiehst …«
Carolyn entzog Val ihre Hand, um sich auf den Rücken zu drehen, aalte sich in der Sonne, als die Luftmatratze aus dem schattigen Teil des Pools glitt. Sie fühlte sich rundum wohl, streckte sich, sah zufrieden an sich herab. Große Freude am eigenen tief goldbraunen Körper erfüllte sie, seit kurzem ein ganz und gar neuer Stolz. Sie reichte wieder hinüber, um zu fühlen, wie Vals große weiche Hand die ihre umschloss. Sie döste weiter, nur das beruhigende Dröhnen eines Flugzeugs drang in ihr Bewusstsein und die Hand, die die ihre hielt. Als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass Val sie anschaute.
Val lächelte. »Dein Haar wird länger.«
»Ist es schon zu lang?«
»Nicht annähernd.« Val ließ Carolyns Hand los und schüttelte sich das Wasser von den Fingern, ehe sie nach einer Strähne griff. »Die Spitzen sind jetzt viel lockiger. Du bist jung, du solltest jung aussehen. Hab nicht solche Eile, Paul oder sonst wen einzuholen.« Sie zwirbelte die Strähne zwischen ihren Fingern. »Dein Haar hat die Farbe von trocknendem Sand.«
»Nasser Sand klingt ja nun nicht gerade attraktiv«, erwiderte Carolyn.
»Nicht nasser Sand – trocknender Sand. Also Sand mit Sonne darauf. Das ist eine Farbe, die sich schwer hinkriegen lässt …«
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