Elana Dykewomon

Sarahs Töchter

 18,00

Nach einem Pogrom im zaristischen Russland emigriert die junge Chawa, Tochter eines Rabbi, nach New York. Dort begegnet sie Gutke wieder, der Hebamme aus der alten Heimat, die ihr viele Jahre zuvor auf die Welt geholfen hat. Gutke lebt mit der erfolgreichen Bankerin Dovida zusammen, die als Mann durchs Leben geht und entsprechende Freiheiten genießt. Chawa baut sich eine neue Existenz auf. Sie findet Arbeit in einer Buchbinderei. Und verliebt sich in die stille Näherin Rose, die ihre Gefühle erwidert. In der Neuen Welt sind die Einwanderinnen vor Verfolgung sicher, doch auch dort sind die Straßen nicht mit Gold gepflastert …
Sarahs Töchter ist ein berührender Roman, der auf faszinierende Weise die Geschichte jüdischer Lesben erzählt.

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Roman Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Krug 540 Seiten, broschiert,  18,00 ISBN: 9783959170048 E-BOOK Kategorie: Schlagwörter: , , , , ,

Product Description

Leseprobe aus Sarahs Töchter:

Rose schlang ihr Handtuch fester um sich und griff nach meiner Hand. Jede Berührung hatte eine zusätzliche Bedeutung. Im Badehaus schrubbten sich die Frauen gegenseitig den Rücken, gaben ihren Freundinnen einen Klaps auf den Hintern, kniffen sie in die Wangen und in jede Speckrolle, die sie zwischen die Finger bekamen; sie gaben ihre Kommentare ab und taten ihre Bewunderung kund. Die Frauen stöhnten und seufzten, während sie ihre Korsetts auszogen; ihre Finger verfolgten die Einschnitte, die die strammen Schnüre hinterlassen hatten, und sie klagten, was sie den Männern zuliebe nicht alles durchmachten.
»Von wegen Männer«, sagte eine von ihnen. »Du willst doch für die Frauen auf der Arbeit flott aussehen. Du hast doch gar keinen Freund.«
»Aber ich bin auf der Suche.«
»Immer auf der Suche sein«, meinte eine andere Stimme, »ist besser als Kochen und Kinderkriegen.«
»Hört, hört – Miss Tanzt-mit-jedem-Fremden.«
»Na und? Ich amüsiere mich eben gern.«
Die Frauen lachten. Ja, sich amüsieren, seufzten die Jüngeren. Amerika war ein Ballon, der mit den Seufzern der Einwanderinnen gefüllt war. Hier stand uns die Welt offen; wir konnten uns ohne Anstandsdame bewegen, unser eigenes Geld verdienen und uns einen Stehplatz im jiddischen Theater leisten, selbst wenn wir uns manchmal vor Müdigkeit kaum auf den Beinen zu halten vermochten. Wir konnten mit Sozialisten über Politik diskutieren, mit Dichtern über Literatur und mit allen, die bereit waren, zuzuhören, über die Frage, ob Gott wirklich tot war. Wenn wir nicht vorher einschliefen. Wenn wir eine Stunde Zeit fanden. Wenn der Tag nur mehr Stunden gehabt hätte.
Ich schloss die Augen und lauschte. Der Dampf kroch unter meine Lider und zeigte mir ein verschwommenes Bild von Frauen im Wasser, ihre Köpfe auf den Bäuchen anderer Frauen, die Arme ineinandergeschlungen, ihre Brüste, die sich am Fleisch der anderen rieben. War es möglich, dass nicht nur Rose und ich derartige Gefühle füreinander hegten?

 

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