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Leseprobe aus Desert Hearts:
»Du bist die zweite Frau in dieser Woche, die mir fast umgekippt wäre«, sagte Ann zu Evelyn. »Ich werde Riechsalz bei mir tragen müssen.«
Ann verschloss sich so schnell, dass Evelyn sich dessen, was sie gesehen hatte, nicht sicher gewesen wäre, wenn sie nicht zu viele Studentinnen unterrichtet hätte, um den ungeschützten Blick und das Schweigen nicht zu erkennen. In ihrem Büro hätte sie gewusst, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie hätte einen Extra-Essay über John Donne verordnet und so Begehren in Gelehrsamkeit verwandelt. Jetzt, ohne festgelegte Rolle, war sie unsicher.
»Was war im College dein Hauptfach, Ann?«
Ann blickte Evelyn an, Belustigung in den Augen. »Ich bin nicht dazu gekommen, mich zu entscheiden. Als ich in Mills war, dachte ich an Geschichte oder Philosophie.«
»Aber du bist von Mills abgegangen.«
»Ja, ich habe der Assistentin des Dekans einen unsittlichen Antrag gemacht und wurde rausgeworfen.«
Die Direktheit dieser Erklärung schockierte Evelyn so, dass sie lachen musste.
»Es war komisch«, sagte Ann, »wirklich schrecklich komisch. Weißt du, ich war erst sechzehn, und ich wusste absolut nichts über deine Welt. Ich war … ob ›naiv‹ das richtige Wort ist?«
»Meine Welt?«
»Du weißt schon, die wohlanständige, respektable akademische Welt, der Oliven- und Lorbeerhain. Die Dame war allem Anschein nach an meinem Seelenzustand interessiert, oder an der Beschaffenheit meines Problems, oder wie immer die Phrase ist. Sie nahm mich auf eine Mondscheinfahrt mit, parkte und saß dann da und wartete. Ich war entsetzlich verlegen. Es kam mir überhaupt nicht in den Sinn, dass sie darauf wartete, dass ich zu reden anfinge. Ich saß auch da. Schließlich dachte ich: ›Ach was, zum Teufel …!‹ und küsste sie. Ich dachte, dass sie genau darauf wartete. Weißt du, wenn dich hier in der Gegend jemand auf eine Mondscheinfahrt mitnimmt, dann nicht, um deinen Seelenzustand zu diskutieren …«
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